Bitte wählen Sie Ihren Kreis in der Liste.
Zimmerer legen auch heute noch, als eine von wenigen Berufs-Gruppen, sehr viel Wert auf Traditionen. Dies gilt natürlich speziell für die Wanderjahre, die so genannt Walz, auch Tippelei oder Gesellenwanderung genannt. Insbesondere Schächte; also Handwerksvereinigungen (vorwiegend aus dem Bauhandwerk), die zwar für sich genommen keinen Rechtszustand definieren, jedoch den ungefähren Status einer Studentenverbindung haben, und das mit Jahrhunderte langer Tradition, pflegen diesen alten Brauch.
Einige Schächte nehmen seit ca. 1980 Frauen auf. Bis dahin wurden nur Männer geduldet. Der Anteil von Frauen liegt bei 10%. Wer sich für eine Walz entscheidet, verpflichtet sich für eine bestimmte Zeit auf Wanderschaft zu bleiben. Das Minimum sind in der Regel drei Jahre und ein Tag. In wenigen Fällen auch zwei Jahre und ein Tag. Außerdem müssen Wanderer ledig, kinderlos und schuldenfrei sein und einen Bannkreis zum Wohnsitz von üblicherweise 50 Kilometern einhalten. Außerdem dürfen sie kein eigenes Fahrzeug benutzen und sich nur per Anhalter oder zu Fuß fortbewegen. Sie dürfen zwar öffentliche Verkehrsmittel benutzen, sollten es aber nicht tun.
Mit der Walz ist das Wandern der Gesellen nach Abschluss ihrer Lehrzeit, der so genannten Freisprechung, gemeint. In früheren Zeiten war die Wanderschaft eine unter mehreren Voraussetzungen dafür, dass der Geselle die Meister-Prüfung ablegen durfte. Die Walz dient den Gesellen dazu, neben Lebenserfahrung auch neue Praktiken und fremde Länder, oder zumindest Orte und Regionen, kennen zu lernen. Auf diese Weise soll neues Wissen erworben und vorhandenes Wissen verbreitet werden. Ein Zimmerer, der sich auf der Walz befindet, wird „Fremder“ oder „Fremdgeschriebener“ genannt.
Doch egal wie beliebt die Walz an sich auch sein mag: Heutzutage wird geschätzt, dass leider nur noch ein paar Hundert traditionelle Wanderer in Übersee und Europa auf der Walz sind. Die Kluft der auf Wanderschaft befindlichen Zimmerer besteht sichtbar aus einem Manchester-Jacket nebst -Weste, einem Schlapphut bzw. einem Hut mit breiter Krempe und teilweise auch ein Zylinder, einer weißen Staude (ein kragenloses Hemd), einem Stenz (dem meist urig geformten Wanderstab), einer Hose mit sehr weitem Schlag um die Fußgelenke und natürlich einem Bündel.
Da man früher als Geselle zu den Habenichtsen, also zu den Besitzlosen, gezählt wurde, reichte als Gepäck ein Bündel völlig aus. In ihm findet sich auch das Wanderbuch, in dem zum Nachweis der Wanderschaft die Städtesiegel der besuchten Städte und Orte gesammelt werden.